Wieviel Multimedia brauchen Kinder?

Editorial zur "Brückenbauer Ausgabe Nr.25 vom 19.Juni 1996

«Brückenbauer»-Redaktor Dominik Landwehr macht sich Gedanken über unsere Einstellung zum Computer und zur Multimediawelle.

Als in der «Brasserie» beim Zürcher Bellevue die ersten elektronischen Pingpongspiele auftauchten, fanden wir Gymnasiasten das etwas Unerhörtes. Viel passierte auf den schwarzweissen Bildschirmen nicht: Mit einem dünnen Strich galt es einen ebenso dünnen hellen Punkt zu treffen und zu reflektieren. Das war Mitte der siebziger Jahre. Elektronische Spiele wurden in der Folge populär, und der Siegeszug des Computers begann. Heute, mehr als 20 Jahre später, heisst das neue Zauberwort «Multimedia».

Der dumme Computer von gestern gibt nun auch Musik, Sprache und bewegte Bilder von sich und überträgt Daten via Telefon. Und morgen? - Werden wir uns dann einen Helm überstülpen und ein Programm zum Arbeiten laufenlassen, um nach einigen Stunden per Knopfdruck zur Freizeit zu wechseln, total entrückt, fernab von der Realität?

Wieviel Computer und Multimedia brauchen unsere Kinder? Diese Frage stellen sich in diesen Tagen viele Eltern. Es gibt keine einfache Antwort darauf, zumal viele Kinderihren Eltern in Sachen Computerkenntnissen weit überlegen sind. Computer und Multimedia sind längst ins Kinderzimmer eingezogen. Etwas zaghafter setzt sich dieserSiegeszug in den Schulstuben fort.

Kein Computer kann die Zuwendung der Eltern oder eines Lehrers ersetzen. Das sagt einer der wichtigsten Kritiker des gegenwärtigen Multimedia-Booms, deramerikanische Astronom Cliff Stoll, in seinem vielbeachteten Buch «Die WüsteInternet». Viele Eltern meinen, der Kauf eines Multimediacomputers sei eineVersicherung für die Zukunft ihrer Kinder. Das ist ein trügerischer Schluss, warnt der merikanische Kritiker. Aber er sagt auch etwas anderes: «Die Kinder sollten lernen,ebensowenig Angst vor Computern zu haben wie vor dem Schwimmen, Schreiben der einem Bibliotheksbesuch.» Den Erkenntnissen des kritischen Astronomen aus

Kalifornien schliessen wir uns an. Entscheidend bleibt, dass unsere Kinder zuverantwortungsvollen, sozialen Wesen heranwachsen. Das können sie nur im Umgang mit anderen Menschen lernen.

Wenn wir das im Auge behalten, macht auch die neue Multimediawelt keine Angst.unsere Schwerpunktnummer soll dabei einen kleinen Beitrag leisten. Genau dasselbe ill auch die Veranstaltung «Digital Kids», die vom 13. bis 18.August im Gottlieb-Duttweiler-Institut in Rüschlikon stattfindet: eine multimediale Spiel- und Lernwoche für Kinder, Eltern und Pädagogen. Mehr darüber finden Sie in dieser Nummer.

Und den «Brückenbauer» finden Sie weiterhin unter der Adresse:

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