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Netzpanne
@propos für CS Bulletin März/April
2000
Was wäre, wenn....
Dienstagabend, 29. Februar: Das
Piepsen meines Modems bleibt ohne Antwort. Auch via ISDN Leitung ist es
nicht besser: "no answer - pause - retry". Ich greife zum Telefon - kein
Summton, nur ein weit entferntes Rauschen. Ein Anruf mit dem Handy im
Nachbarhaus bestätigt meine Vorahnung: Netzpanne.
Endlich Ruhe.
Zeitungen und Radio melden den Unterbruch, der nach kurzer Zeit behoben
war, am nächsten Tag. Der Schaden hat sich wohl in Grenzen gehalten. Was,
wenn die Leitungen stumm geblieben wären, stundenlang, tagelang? - Meine
Gedanken sind zuerst bei meiner Familie, die in den Ferien weilt und die
ich nicht mehr erreichen könnte und und gehen dann zu meiner Arbeit, meinem
Arbeitgeber, zur Wirtschaft überhaupt. Nicht auszudenken, was ein totaler
Kollaps der Telefonie und Datenleitungen für Folgen hätte...
Endlich Ruhe.
Keine Angst: Die Daten rauschen weiter durch die Leitungen - und unsere
Köpfe. Wir sind erreichbar. Mir selber fällt es nicht immer leicht, den
Überblick zu halten und im Rauschen der vielen Mitteilungen das Wichtige
vom Unwichtigen zu trennen. Dabei wäre es ganz einfach. Man kann die meisten
Geräte abstellen. Oder ignorieren. Schon probiert?
Endlich Ruhe.
Telefonapparate in Unternehmen sind heute mit Voicemail ausgerüstet und
auch im Internet verschicken elektronische Heinzelmännchen automatische
Antworten: "Ich möchte heute einmal einen ganzen Tag ungestört arbeiten
und werde Ihr Mail darum erst morgen lesen". Endlich Ruhe. Es gibt auch
noch drastischere Lösungen: Eine Bekannte von mir - ETH Professorin mit
knappem Zeitbudget - beantwortete im vergangenen Sommer alle Anfragen
mit folgender automatischer Antwort: "Ihr Mail wird automatisch gelöscht.
Sollte Ihre Anfrage auch nach meinen Ferien noch aktuell sein, kontaktieren
Sie mich bitte nach dem 15. Augst.
Endlich Ruhe!
Dominik Landwehr
dominik.landwehr@mgb.ch
Der Autor leitet Science & Future im Migros-Kulturprozent
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